Man schreibt das Jahr 1991. Das Duo „Torfrock“ hält sich mit „Beinhart“ an der Spitze der deutschen Hitlisten. Die Sowjetunion löst sich endgültig auf. Der Kalte Krieg scheint vorbei. Multiplexkinos bescheren ein neues Freizeiterlebnis und die Mode ist immer noch sehr bunt und überdimensioniert.
Am Ostermontag, den 1. April 1991 wird die Zweigwerkstatt „IdA – Integration durch Arbeit“ in Bayreuth-Aichig mit 30 Plätzen eingeweiht. Eine eigene Werkstatt nur für Menschen mit einer psychischen Behinderung? Warum?
Einfach, weil die Zeit dafür reif war: steigende (Jugend-) Arbeitslosigkeit, Neue Medien (das Internet!), beginnende Globalisierung, fundamental veränderte Rollenbilder und permanent steigende Anforderungen im Privat- und Berufsleben legten den Nährboden für psychische Erkrankungen. Der Bezirk Oberfranken, die Diakonie Bayreuth, die Zuständigen der Werkstätten für behinderte Menschen gGmbH Bayreuth (heute Lebenswerk gGmbH) und lokale Interessensvertretungen erkannten die Notwendigkeiten und riefen die „IdA“ ins Leben.
Und die steigenden Zahlen gaben den Initiatoren recht. Bereits 1996 wurden die Arbeitsplätze um weitere 30 aufgestockt und neun Jahre später kamen weitere 35 Plätze und ein eigener Berufsbildungsbereich (Zwischenschritt zwischen der schulischen Bildung und der beruflichen Beschäftigung) hinzu. Weitere Umzüge folgten, bis aus der ehemaligen „IdA“ die Häuser 3+4 der Lebenswerk gGmbH – ein Unternehmen der Diakonie Bayreuth wurde.
Wäre die „IdA“ ein Mensch, wäre sie im Sternzeichen des Widders geboren. Diesem Sternzeichen wird nachgesagt, dass es Menschen begeistern kann, dass es einen eigenen Charme hat und anpacken kann. Und genau diese Eigenschaften treffen auf die „IdA“ zu. Damit hat sie sich in den letzten 30 Jahren nicht nur einen Namen bei ihren Mitarbeiter*innen, sondern auch bei den Auftraggebern gemacht. Lokale wirtschaftliche Größen waren ebenso dabei wie z. B. UNICEF. Ausgelagerte Arbeitsplätze in Firmen der Umgebung sind kein Problem. Einen ausgezeichneten Garten- und Friedhofsservice aufzubauen und die Mitarbeit im Lesecafé SAMOCCA wurden ebenso gemeistert wie die Entwicklung einer Schreinerei für eigene und fremde Serienprodukte. Dies alles waren und sind Stationen im Leben dieser Einrichtung, bei denen Arbeiten und Lernen genauso dazugehören wie Gemeinschaft und Loyalität.
Deshalb: Happy Birthday Haus 3 + 4! Happy Birthday – auf die nächsten 30 Jahre!